Sonntag, 29. Juni 2008

Manali

Es ist nun einige Zeit seit meinem letzten Eintrag vergangen. Mit der Zeit kehrt in meiner neuen Heimat ein wenig Alltag ein, so dass man nicht immer die Zeit findet etwas zu schreiben. Letztes Wochenende habe ich es dann endlich mal geschafft aus Delhi rauszukommen und will euch ein paar Eindrücke schildern.

Jean hatte von seinen Professor ein paar Tage frei bekommen und da der Professor einen Freund mit Hotel in Manali hat, war das Ziel auch gleich vorbestimmt. Da es für mich so eine Möglichkeit gab, den ersten Ausflug aus Delhi nicht alleine zu machen, habe ich mich Jean ein paar Tage angeschlossen. Manali liegt ca. 580 km entfernt von Delhi, im Nord-Osten, im Himalaya.

Am Freitag um 16:00 Uhr sollte es eigentlich losgehen. Ich hatte einen Sleeper-Bus gebucht. Das sind Busse, ähnlich den Schlafwagen im Zug, in denen kleine Betten eingebaut sind. Leider ist der Bus aber ausgefallen und ich musste einen normalen Bus, dafür mit Klimaanlage nehmen. Nach einiger Diskussion mit einigen Leuten konnte ich den Bus für einen geringen Aufpreis nutzen, erst wollte man mir den "normalen" Preis abknüpfen. So startete die Fahrt dann um ca. 18:30. Leider fühlte ich mich ein wenig krank, Fieber und ein wenig Kopfschmerzen. Dazu kamen gefühlte Minusgrade im Bus und die Bechallung mit einen Bollywood-Film auf Hindi. Die Fahrt war somit kein großes Vergnügen. Die Straßen waren schlecht, meist Kurvenreich und der Busfahrer strahlte durch seine Fahrweise keine große Gelassenheit aus - Hupen, Lichthupe, Überholen in den engsten Passagen ... - aber man ist ja schon einiges aus dem Verkehr aus Delhi gewöhnt. So erreichten wir unser Ziel Manali gegen 9:00 Uhr am morgen leider ohne viel Schlaf.

Est mal begab ich mich zu meinen Guesthouse, siehe unten. Die Herbergseltern waren sehr aufgeschlossen und die Lage war hervoragend, abgelegen von dem Ort zwischen einigen Äpfelbäumen.



An ersten Tag war aufgrund von mageldem Schlaf nicht viel mehr möglich als eine kleine Erkundungstour.

Am nächsten Tag haben wir dann ein den ein oder anderen Tempel besichtigt und eine kleine Wanderung auf eigene Faust gemacht. Eigentlich wollten wir einfach auf einen der umliegenden Berge hoch - am Anfang war dies auch ganz einfach - ein netter Pfad der immer weiter hinauf führte, doch schließlich endete der Pfad und uns blieb nichts anderes übrig als umzukehren. Ein paar Bilder von der Wanderung sehr ihr unten.





Am nächsten Tag stand eine Jeeptour zum Rohtang-Pass auf dem Programm. Mein Herbergsvater hatte mir dies empfohlen. Um sieben Uhr morgens - ok, es waren dann doch wieder 7:30 Uhr - holte der Jeep mich ab. Wie auf den Bildern unten zu sehen, wurde auch in diesem Fall die Sicherheit Groß geschrieben, lediglich das Profil der Hinterreifen machte uns etwas Angst :-)





50 km entfernt sollte der Pass sein, wir hatten uns also auf eine Fahrt von 2-3 Stunden eingestellt. Nach ein paar Kilometern wurde und aber schnell klar, dass dem nicht so sein sollte. Der Rohtang-Pass ist ein Touristen-Magnet: Alle Inder wollen dort hinauf um in ihren Leben einmal Schnee zu erleben. Das bedeutete für uns, dass wir uns auf eine erlebnisreiche, dafür aber langandauernde Fahrt einstellen durften. Nach einigen Kilometern ging erst einmal gar nicht mehr. Autos, Buse, Jeeps, Taxis in einer Schlange soweit das Auge reicht, aber erst einmal hatte eine Mitlitärkolonne Vorfahrt, die in die andere Richtung wollte. So durften wir erst mal warten.



Am Wegesrand befanden sich aneinadergereit kleine Shops in denen man Schneeausrüstung ausleihen konnte - Schneeanzüge, Handschuhe, Stiefel, Ski, Pelzmäntel... - sehr nett anzusehen, wie sich alle Inder mit entsprechender Kleidung ausrüsteten. Nach und nach ging es dann schleppend weiter. Ab und zu stoppte es wieder, so dass wir uns entschlossen ein wenig zu Fuss zu gehen und uns später wieder vom Jeep einsammeln zu lassen. Weiter oben wurde dann auch offensichtlich warum es so schleppend voran ging: Die Straßeverhältnisse waren misserabel und zahlreiche LKWs brauchte mehrere Anläufe um eine scharfe Kurve zu überwinden.



Mehrere Leute halfen immer mal wieder die LKWs anzuschieben und an einer Stelle kam auch ein Bagger zum Einsatz (siehe unten), der die LKWs mit seiner Schaufel angeschoben hat.



So gegen 15:30 erreichten wir dann den Rotang-Pass. Schnee war auch hier Mangelware, so war es sehr amüsant zu sehen, wie die Inder sich an diesen Schneeresten erfreuen konnten. Diverse Aktivitäten wie Schlitten oder Ski fahren oder eine Schneewanderung auf einem Esel wurden angeboten.



Ansonsten bot der Rohtang-Pass abseits von diesem Touristentrubel einen Einblick in die Berge. Unglaubliche Weiten, Menschenleer, unberührte Natur soweit das Auge reicht. Ich hoffe, dass ich während meiner Aufenthalts hier die Zeit finden werden einmal eine mehrtägige Tour durch dieses Gebirge zu machen. Ich glaube erst dann wird man eine wirkliche Vorstellung von dem bekommen, wie gegantisch dieses Stückchen Erde ist.





Die Rückfahrt ging - nach eineinhalb Stunden Aufenthalt am Rohtangpass dann wesentlich schneller: Gegen 20:00 Uhr sind wir wieder in Manali eingetroffen. Den Abend haben wir dann in einem netten Restaurant in Old Manali mit ein paar Indern aus Bombay ausklingen lassen.

Am Diestag sollte mein Bus um 16:00 Uhr zurück nach Delhi gehen, sodass wir nur noch eine kleine Erkundungstour nach Vashisht unternahmen: Ein kleiner Ort mit einigen Tempeln 3 km von Manali entfernt. Nach dem Abschiedsbier mit Jean, war es dann zeitlich schon etwas knapp. Da ich jedoch von der Hinfahrt gewöhnt war, dass der Bus sicherlich etwas brauchen würde um abzufahren, war ich nicht in Eile. Um 16:07 Uhr bekam ich jedoch dann schon einen Anruf von dem Busunternehmen, dass sie losfahren würden. Zum Glück war ich fast da und konnte schnell meine Sachen verstauen und es ging los. Alle Anderen saßen schon im Bus :-). Die ersten zwei Stunden gingen gut vorbei - ich hatte diesmal einen Sleeperbus bekommen und war froh, dass ich mich ausstrecken konnte.

Um 17:40 endete dann die Fahrt. Erst dachten alle ein ganz normaler Stopp, aber nachdem wir dann über eine Stunde gewartet hatten, erfuhren wir nach und nach, dass wir von der Polizei gestoppt wurden. Bezüglich des Grundes kusierten die unterschiedlichsten Gerüchte - fehlende Dokumente, nicht bezahlte Steuern, ein generelles Verbot von Sleeper-Bussen. Im Endenffeckt war uns der Grund egal, wir wollten nur noch weiter fahren. Nach und nach verloren sogar die Inder die Gelassenheit und beschlossen die Straße zu blockieren um so die Weiterfahrt zu erreichen. Leider mit wenig Erfolg, da die Autofahrer auch wenig Geduld hatten und das ein oder andere Mal beinahe Leute angefahren hätten. Somit war mit mehreren versuchten Blockaden auch nichts zu erreichen. So blieb einem mal wiedernichts anderes übrig als zu warten. Nach und nach drangen dann Infos durch, dass wohl ein alternativer Bus bereit gestellt werden würde - aber das dauerte. In der Zwischenzeit bekamen wir immerhin unser Geld wieder - aber das war auch wieder ein ziemliches Prozedere mit vielen Listen in die man sich eintragen lassen musste und ein ziemliches Gedrängel - aber so gegen halb ein hatte ich mein Geld wieder. So gegen 3 Uhr war dann auch der Bus da - ein ganz normaler State-Bus, ohne jeglichen Komfort, der auch noch in nahezu jedem Dorf halten sollte. Aber mittlerweile hatte ich ein wenig Gelassenheit wiedergefunden und ein paar Leute kennengelernt, so dass meine Laune nicht die schlechteste war. So ging es also Richtung Delhi - nicht besonders schnell aber das war nach 8 Stunden warten erst einmal egal. Der Rest der Fahrt verging recht gut, zwar auch wieder fast ohne Schlaf - dafür aber in etwas besserer körperlicher Verfassung als bei der Hinfahrt. Zu erwähnen ist vielleicht noch eine kleine Zwangspause aufgrund eines Platten. Wieder einmal herrlich anzusehen. Ganz entspannt wurde eine "Werkstatt" angesteuert - der Reifen abmoniert - der Schlauch hinausgenommen - aufgepumpt - Loch gesucht - und dann mit frisch angerührentem Kleber gepflickt. Das ganze unter den Augen zahlreicher Reisender, die natürlich gerne einmal zusehen, wie alles repariert wird. Nach einer guten halben Stunde ist alles wieder montiert und es kann weiter gehen. So erreicht der Bus gegen 19:00 den Busbahnhof in Nord-Delhi. Jetzt nur noch in die Metro - die ist hier wirklich gut und schnell - und dann wieder in den Bus - so dass ich schließlich gegen 20:00 wieder am IIT angekommen bin.

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